Donnerstag, 6. Januar 2011

Interpretationsaufsatz S. 164-166

In dem Roman ,,Der Vorleser’’ von Bernhard Schlink aus dem Jahre 1995 geht es um einen jungen Mann namens Michael Berg, der von seiner Vergangenheit, in der er, als er 15 Jahre alt war, eine Beziehung zu einer 36-jährigen Frau hatte, erzählt. Außerdem schildert er sein weiteres Leben nach der Beziehung. Aber die Beziehung hat Auswirkungen auf Michaels späteres Leben. Er ist sich dessen aber nicht bewusst, als er die Beziehung mit ihr eingeht.

Als Michael Berg Hanna Schmitz das erste Mal begegnet, ist er 15 Jahre und sie 36 Jahre alt. Sie begegnen sich, als sich Michael aufgrund einer Krankheit auf der Straße übergeben muss. Hanna hilft ihm das Erbrochene wegzuwaschen, Der Arzt stellt am selben Tag fest, dass Michael Gelbsucht hat. Als es ihm wieder besser geht , verlangt seine Mutter, dass er Hanna von seinem Taschengeld einen Blumenstrauß kaufen und sich bedanken solle. So besucht er Hanna zum ersten Mal in ihrer Wohnung. Als Michael wider gehen will, meint Hanna, sie begleite ihn ein Stück und verschwindet in der Küche , um sich umzuziehen. Da ein Spalt der Tür offen ist, sieht er sie beim Strümpfe anziehen. Als sie ihn bemerkt, rennt Michael mit roten Kopf aus der Wohnung. Da er sie nicht vergessen kann, besucht er Hanna eine Woche später wieder. Da sie nicht daheim ist, setzt sich Michael auf die Stufen und wartet auf sie. Er darf, als Hanna kommt, ihr erst mal zwei Schütten aus dem Keller holen. Da er sich schmutzig gemacht hat. lässt sie ihm ein Bad ein. Nach dem Bad hält sie ihm ein Handtuch hin und reibt ihn trocken. Danach kommt es zum Liebesakt. Das ist der Beginn ihrer Beziehung. Vor dem Liebesakt liest Michael Hanna immer vor. Das Vorlesen und der Liebesakt werden zum Ritual. Sie unternehmen in den Osterferien ihren ersten gemeinsamen Ausflug. Natürlich ist ein Streit gleich vorprogrammiert. Am Ende des Sommers ist Hanna spurlos verschwunden.

Michael sieht Hanna acht Jahre später bei einem KZ-Prozess wieder. Sie ist eine der Angeklagten. Nachdem Michael mit seiner Gruppe dran ist, lasst er keinen einzigen Prozesstag aus. Eines Tages entdeckt Michael, dass Hanna an Analphabetismus leidet. Ihm wird das klar, als er an einem Sonntag durch die Rheinebene spaziert. Er beschließt, mit seinem Vater über Hanns Analphabetismus zu reden. Nach dem Gespräch kommt er u dem Entschluss, mit Hanna zu reden. Aber das traut sich Michael nicht. Um sich ein genaues Bild von Konzentrationslagern zu machen, trampt er zum Konzentrationslager Struthof. Ihm ist einiges klargeworden und beschließt mit dem Richter zu reden. Als Juni ist, wird das Urteil verkündet. Hanna bekommt eine lebenslängliche Strafe.

Im vorliegenden Textabschnitt, Kapitel 2 Teil 3 S.164-166, wird sein Leben nach dem Prozess geschildert. Er hat sehr früh geheiratet ( ,, Ich habe als Referendar geheiratet’’ Z.1 S.164). Michael lebt mit seiner Frau Gertrud und der gemeinsamen Tochter Julia in einer Dreizimmerwohnung. Immer wieder vergleicht er Gertrud mit Hanna. Nach fünf Jahren Ehe (,, Wir heirateten als Gertrud ein Kind erwartete’’Z.7/8 S.164) lassen sich die beiden scheiden. Auch in Michaels späteren Beziehungen. kann er nicht aufhören, die Frauen mit Hanna zu vergleichen. Aber warum konnte er das nicht? Hatte Hanna so viel Einfluss auf ihn, als er 15 Jahre alt war?

Michael hat Gertrud von Hanna nie etwas erzählt, denn wer will, seiner Meinung nach, ,,von den früheren Beziehungen des anderen hören’’ (Z.10 S.164)? Natürlich ist es nicht gerade schön , wenn man von seinem Partner hört, wie toll der Partner davor war. Was er hatte, was man selber nicht hat. Aber manchmal hilft es, über etwas zu reden, wenn man damit noch nicht abgeschlossen hat. Er macht sich Vorwürfe seiner Tochter gegenüber. Er hat seiner Tochter nicht die Geborgenheit gegeben, die sie brauchte (,,Gequält hat mich, dass wir Julia die Geborgenheit verweigerten, die sie sich spürbar wünschte’’ Z.9/10 S.165). In seinen späteren Beziehungen hat er von Hanna erzählt. Aber sie konnten ihm nicht helfen. Helen, eine amerikanische Literaturwissenschaftlerin, wusste nicht was sie sagen soll (,,die mit wortlos betütigend, [...], und ebenso wortlos weiterstrich, als ich zu erzählen aufhörte.’’ Z.8-10 S.166) und Gesina, eine Psychoanalytikerin, meinte, er solle sein Verhältnis zu seiner Mutter aufarbeiten. Was hat das Verhältnis zu seiner Mutter damit zu tun, dass er sich in eine 21 Jahre ältere Frau verliebte? Hat er zu wenig Liebe von seiner Mutter gekriegt? Er hatte immerhin drei Geschwister. Michael versucht mit Hanna abzuschließen, denn er geht immer wieder Beziehungen ein. Aber er muss immer und immer wieder an Hanna denken und vergleicht seine neuen Beziehungen mit der von Hanna. Alles was er mit seinen neuen Partnerinnen macht, fühlt sich falsch an. Seine Partnerinnen riechen falsch, fühlen sich falsch an, schmecken falsch und das Gefühl, wenn er eine Partnerin in den Armen hält, ist falsch (,, und ich uns im Arm und hatte das Gefühl, dass es nicht stimmt, [..], dass sie falsch riecht und schmeckt.’’ Z.21 S.164 – Z.3 S.165). Er muss feststellen, dass er noch sehr an Hanna hängt und immer noch nicht mit ihr abgeschlossen hat, denn eine Beziehung kann nur funktionieren, wenn die Frau sich annäherungsweise so anfühlt, schmeckt und riecht wie Hanna (Z.30 S.165- Z.1 S.166).

Das Kapitel ist aus personale Sichtweise geschrieben, da Michael es selber erzählt, nur seine eigenen Gefühle erfährt und weil man die Gefühle der anderen nicht kennt. Außerdem ist das Kapitel zeitraffend geschrieben (,,Ich habe als Referendar geheiratet’’ Z.1 S.164). Dadurch, da es zeitraffend geschrieben ist , bekommt man das Gefühl, dass das, was davor passiert ist, nicht so wichtig ist.

Hanna hatte sehr viel Einfluss auf Michaels gesamtes Leben. Als Michael ihr erzählt, dass er wahrscheinlich sitzen bleibt, stellt sie ihm eine Bedingung ,,dann kommen ich nach Hause und kannst du auch kommen. Wenn du davor arbeitest’’ (Z.10/11 S.37). Er hat die Klasse dann doch noch geschafft. Man könnte meinen, dass er durch Hanna ein gutes Abitur geschafft hat und somit Jura studieren konnte.

Aber dadurch, dass Michael mit ihr sein erstes Mal hatte und sie wahrscheinlich seine erste richtige Freundin war, kommt er nicht so ganz von ihr los. Sie ist ja einfach verschwunden und hat Michael nicht gesagt, dass sie geht. Es ist nie so einfach von seinem Freund bzw. seiner Freundin loszukommen, mit der man sein erstes Mal erlebt hat. Aber es ist generell nicht einfach mit einem Menschen, mit dem man eine Beziehung hatte, abzuschließen.

Die Konsequenzen von der Beziehung sind, dass Michael sich einer Frau nie richtig öffnen kann. Er hängt viel zu sehr an der Beziehung in seiner Vergangenheit. Dadurch, dass er während der Ehe mit Gertrud, immer und immer wieder an Hanna denken muss, kann er seiner Frau und seiner Tochter nicht die Liebe geben, die sie brauchen. Er fühlt sich auch Hanna gegenüber schuldig. Erfühlt sich auch schuldig, dass er seiner Frau uns seiner Tochter nicht das geben kann, was sie von ihm brauchen: Liebe.

Michael hat Hanna verraten und verleugnet (S.129) und dadurch, dass er nicht mit ihr reden will (S. 137/138) handelt er nicht. Erfühlt sich durch die Liebe zu Hanna schuldig, da er eine Verbrecherin geliebt (S.129) und sie selbst gewählt hat (S.162).

Er fühlt sich gegenüber seiner Frau und seiner Tochter schuldig, da er immer und immer wieder an Hanna denken muss und somit keine richtige Beziehung führen kann. durch die Beziehung zu Hanna wurde sein Leben quasi ,,zerstört’’. Erkonnte sich nie mehr Frauen gegenüber öffnen.

Die Intension des Textes ist, dass man seine erste große Liebe nicht so leicht vergessen kann und ihr oft Jahre später noch nachtrauert.

Ich persönlich finde das Buch spannend, da man etwas über die Prozesse und den Krieg erfährt. Aber als ich die ersten Seiten gelesen hatte, fand ich das Buch komisch, da Michael sein Bett auf dem Balkon hatte. Das hat sich aber dann gelegt und ich habe das Buch daraufhin freudig weitergelesen. Ich würde das Buch weiterempfehlen, da es mir gefallen hat, es spannend ist und es gut geschrieben ist.

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